Marienkapelle in Pichling 120-Jahre-Feier
Bei der Eigentümerfamilie Pitter vulgo Pletteri ist es zu einem lieben Brauch geworden, einmal im Jahr zu einer Heiligen Messe bei der Marienkapelle einzuladen. Dabei geht es gleichermaßen um Pflege der Nachbarschaft, dem Gedenken an liebe Verstorbene und den Dank an den Herrgott. Am vergangenen Mittwoch war es wieder so weit, viele Besucher, besonders aus Pichling und Grafendorf, hatten auf den aufgestellten Bänken Platz genommen, um mit Pfarrer Marius Enăşel die Hl. Messe zu feiern. „Wer war früher einmal ein Ministrant?“, suchte der Pfarrer zunächst einen Versierten im Umgang mit dem Glöcklein, der die Feier einläuten konnte. Karl Wechtitsch übernahm und machte seine Sache auch während der Messe gut. „Im Namen Gottes fangen wir an“, leitete der Steinbauer Viergesang mit einem Lied den Gottesdienst ein.
„Die Natur ist die schönste Kathedrale der Welt“, nahm der Geistliche in seiner Begrüßung Bezug auf die Lage der Kapelle am Waldrand. Noch vor wenigen Jahren war der Bau eng von Buchen, Fichten und Kastanien umzäunt, ein Windbruch machte die Abholzung der Bäume notwendig. „Wir alle sind eingeladen, danke zu sagen und um Gottes Erbarmen zu bitten“, führte der Chor mit „Ehre sei Gott in der Höh‘“ über zum Gloria.
Auch Sünder haben Zukunft
Nach der Lesung von Margareta Hebenstreit und dem Evangelium stellte Pfr. Marius Enăşel die provokante Frage, warum man denn eine Messe besuchen soll. Heute, wo doch viele Menschen darauf verzichten. Seine Antwort: „Durch die Taufe sind wir eingeladen, Gott ähnlich zu sein.“ Denn auch ein Sünder habe eine Zukunft. „Die Heiligen haben auch nicht immer alles richtig gemacht“, verwies er auf eine Aussage von Papst Franziskus, der sich selber als Sünder bezeichnet hat. Aber: „Gott gibt die Chance, etwas daraus zu machen“, versicherte er, dass die Messe hilft, unser Leben besser zu verstehen. Nach den von Karl Wechtitsch gesprochenen Fürbitten, in denen es um den Segen all jener Menschen ging, die zur Kapelle kommen, erteilte der Geistliche den Wettersegen.
Gemütliches Zusammensitzen
In seiner Begrüßung betonte Johann Pitter sein Anliegen, in der Messe der Verstorbenen zu gedenken. Im Besonderen rückte er mit der Bitte um eine Gedenkminute Christa Zarfl, Franz Klinger und die Geschwister Pitter in den Mittelpunkt. Seinen Dank stattete er dem Steinbauer Viergesang für den musikalischen Rahmen, Franz Hebenstreit für die Vorbereitung der Messe, Mutter Anna Pitter und Marianne Kasper für die Zubereitung des Weißbrotes und allen Mithelfern ab. In den Dank bezog er auch die frühere Gemeinde Georgsberg ein, die bei der Renovierung der Kapelle im Jahr 2004 finanzielle Hilfe geleistet hat. „Sie wurde im Jahr 1904 erbaut“, strich er den Umstand heraus, dass die Kapelle heuer ihren 120. Geburtstag feiert. Seinen letzten Anstrich erhielt das Gotteshaus vor zwei Jahren. Danach war gemütliches Zusammensitzen bei Weißbrot, Getränken und einer „Blutwurz“ als Geheimtipp angesagt. Den Abschluss läutete – im Sinne des Wortes – der Viergesang mit dem Lied „Rundumadum leit’n die Glock’n so schen“ ein.
Bilder und Text: Gerhard Langmann